Jugendhilfeausschuss tagte in Meinerzhagen

Ein spannender Informations-Marathon mit vielen interessanten Einblicken in verschiedene Aufgaben-Aspekte des Kreisjugendamtes erwartete den Jugendhilfeausschuss des Märki-schen Kreises in seiner Sitzung im Rathaus der Stadt Meinerzhagen.

spannender Informations-Marathon mit vielen interessanten Einblicken in verschiedene Aufgaben-Aspekte des Kreisjugendamtes erwartete den Jugendhilfeausschuss des Märki-schen Kreises in seiner Sitzung im Rathaus der Stadt Meinerzhagen. |

Vor Sitzungsbeginn besichtigten die Mitglieder des Jugendhilfeausschusses die Nebenstelle des Kreisjugendamtes in der Volmestraße 2 in Meinerzhagen. Petra Riesenbeck von den Regionalen Soziale Diensten Süd, schilderte die guten Arbeitsbedingungen und das hervorragende Arbeitsklima unter den Fachkräften.

Als Nachfolger für Klaus Salscheider benannte der Jugendhilfeausschuss Johannes Seidel, Leiter des Kinder- und Jugendreferates des evangelischen Kirchenkreises Lüdenscheid-Plettenberg, als Vertreter der Jugendverbände. Seidel rückt als stimmberechtigtes Mitglied in die Unterausschüsse „Jugendhilfe“ und „Kinderbetreuung“.

Neues Konzept: Coolnesstraining

Ihr neues Konzept „Coolnesstraining mit Elementen aus dem Anti-Aggressivitäts-Training“ stellten Sarah Conrad und Richard Stahl von der Jugendhilfe im Strafverfahren vor. Ziel der Jugendgerichtshilfe ist es, straffälligen Jugendlichen und Heranwachsenden Unterstützung und Orientierung zu geben, damit diese aus problematischen Reaktions- und Handlungsmustern sowie kriminellen Strukturen herausfinden und idealerweise keine weiteren Straftaten mehr begehen. Dafür ist eine möglichst frühzeitige Einbindung bei Strafverfahren notwendig. Vor Gericht kann die Jugendgerichtshilfe Empfehlungen aussprechen, welche der vielen verschiedenen Reaktionsmöglichkeiten des Jugendgerichtsgesetzes im konkreten Einzelfall sinnvoll ist. Das reicht je nach Straftat beispielsweise vom erzieherischen Gespräch, über Täter-Opfer-Ausgleich, Sozialdienst, Hilfen zur Erziehung oder auch Anti-Aggressivitäts-Training. Das Konzept des „Coolnesstraining“ als weitere mögliche gerichtliche Auflage setzt insbesondere bei Heranwachsenden an, die beispielsweise durch Beleidigung, Bedrohung, Nötigung, Mobbing oder Einschüchterung anderer Menschen straffällig geworden sind. Ihnen fehlt es nicht selten an Tateinsicht und alternativen Strategien zum Lösen von Konflikten. In Gruppen von bis zu zehn Teilnehmerinnen und Teilnehmern finden die Delinquenten heraus, auf welche Auslöser sie aggressiv reagieren und wie sie aus solchen Handlungsmustern herauskommen. Bausteine des Konzepts sind beispielsweise die Aufarbeitung der jeweiligen Tat, Kommunikation mit den Opfern, Kompetenz- und Selbstbehauptungstraining sowie Provokationstests. Das Training umfasst drei Monate mit wöchentlich vier Trainingsstunden.

 Begleitung von Anfang an – Modellprojekt BEAGLE

Über das Modellprojekt „BEAGLE“ – Begleitung von Anfang an durch Gesundheitsförderung und Lebensweltorientierung - informierte Projektkoordinatorin Barbara Niedenführ. Dabei handelt es sich um ein Lotsenprojekt rund um die Geburt am Klinikum Hochsauerland in Arnsberg-Hüsten und eine Schrei- und Schlafberatung. Da werdende Eltern aus den nördlichen Gebieten des Märkischen Kreises sich zunehmend auch an die Geburtsklinik in Hüsten wenden, zieht das Kreisjugendamt in Betracht, sich dem Kooperationsverbund anzuschließen. Aus dem Zuständigkeitsgebiet des Kreisjugendamtes zählte die Klinik im vergangenen Jahr 68 Geburten.

Getragen wird das in NRW einzigartige präventive Pilotprojekt im Arbeitsfeld Frühe Hilfen aktuell von den Städten Arnsberg, Sundern und Warstein sowie vom Hochsauerlandkreis und dem Kreis Soest. Über die Landesförderung „Kinderstark - NRW schafft Chancen“ wird es zu 80 Prozent unterstützt. „Die Phase vor und nach der Geburt ist enorm wichtig für einen sicheren Bindungsaufbau, die Förderung gesunder Lebensverhältnisse, sozialer Sicherung und guter Entwicklung“, erklärte Niedenführ. „BEAGLE“ bietet frühzeitig Unterstützung und vermittelt ortsnahe Ansprechpartner bei Unsicherheiten oder ersten Anzeichen einer Überforderung der Eltern. Seit 2020 ist die Annahme des Angebots seitens der Eltern und der Fachstellen kontinuierlich gestiegen: Beim Angebot Familienlotse wurden 2022 insgesamt 572 Kontakte geknüpft, 2023 waren es bereits 1813. Das Angebot der Schrei- und Schlafberatung nahmen 47 Eltern in 2021 wahr, 2023 waren es 84.  

Beratung bei sexualisierter Gewalt

Hanne Sandweg, Einrichtungsleiterin, und Fachberaterin Simone Isfort stellten die Leistungen der AWO Familienberatung für Meinerzhagen, Halver und Schalksmühle vor. Im Fokus stand dabei ein spezialisiertes Beratungs- und Unterstützungsangebot für Menschen, die in ihrer Kindheit oder Jugend von sexualisierter Gewalt betroffen waren. „Bei Delikten sexualisierter Gewalt geht es in erster Linie darum, Macht auszuüben“, machte Simone Isfort deutlich.

Statistisch gesehen findet sexualisierte Gewalt zu 25 Prozent in der engsten Familie, zu 50 Prozent im sozialen Nahbereich und zu 25 Prozent von Fremdtätern statt. „Betroffene und Angehörige, die sich melden, erhalten bei uns schnell und unkompliziert innerhalb einer Woche einen Termin“, verspricht die Fachkraft. Die Beratung kann anonym stattfinden. Sie bietet einen sicheren Ort zur Aussprache von erlebten sexuellen Übergriffen und bietet Angebote zur Stabilisierung und zur Verarbeitung des Traumas. Ziel der Beratung ist es, dass die Betroffenen wieder das Gefühl der Kontrolle und der Handlungsfähigkeit zurückerlangen. Dafür können auch weiterführende oder ergänzende Hilfen vermittelt werden.

Mit dem Präventionsangebot „Echte Schätze“ spricht die AWO Familienberatung insbesondere Kitas an und sensibilisiert für das Thema. Zum Leistungsspektrum gehören unter anderem auch Information, Beratung und Schulungen von Fachkräften in Kitas, Schulen, Jugendzentren und Vereinen. Wichtig ist auch Netzwerkarbeit zur Schaffung eines ortsnahen Hilfenetzwerkes für die Betroffenen.  

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