Aktuell sind im Märkischen Kreis rund 16.767 Menschen arbeitslos; das entspricht einer Arbeitslosenquote auf Basis aller Erwerbspersonen von 7,5 Prozent. Für einen Bericht aus erster Hand hatte der Ausschuss für Gesundheit und Soziales Sandra Pawlas, Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit Iserlohn, eingeladen. „Normalerweise würden wir zu diesem Zeitpunkt von einer Frühjahrsbelebung sprechen. Die lässt aber auf sich warten“, erklärte die Arbeitsagenturchefin. Im Vergleich zum April 2023 stellt sie eine leichte Steigerung der Arbeitslosigkeit um acht Prozent oder 1.237 Personen fest.
„Kunden“ der Agentur für Arbeit sind derzeit rund 5.000 Personen. Das Jobcenter Märkischer Kreis betreut 11.702 erwerbsfähige Personen, darunter 6.500 Langzeitarbeitslose. Weit über die Hälfte der Arbeitslosen ist ungelernt. Dort wächst die Arbeitslosigkeit am stärksten. Gesucht werden dagegen qualifizierte Fachkräfte, Spezialisten und Experten.
Der Stellenbestand der Agentur für Arbeit ist zwar im Vergleich zum Vorjahr von 5.053 auf 4.650 gesunken, bewegt sich aber immer noch auf einem hohen Niveau. Darunter sind 975 Stellen für Helfer ohne qualifizierten Berufsabschluss (21 Prozent), 2.895 für Fachkräfte (62,3 Prozent) und 780 für Spezialisten und Experten.
Warnsignal für die wirtschaftliche Entwicklung
Im September 2023 waren im Märkischen Kreis 162.982 Männer und Frauen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Im Vorjahr waren es 164.541 Personen. In der Abweichung von minus 0,9 Prozent sieht Pawlas ein erstes Warnsignal für die wirtschaftliche Entwicklung des Kreises. Regionen wie das Münsterland oder das Rheinland haben in diesem Zeitraum bei der Beschäftigung zugelegt (plus 0,9 Prozent). In ganz Südwestfalen ging die Beschäftigung um 0,2 Prozent zurück. Hauptarbeitgeber im Märkischen Kreis ist nach wie vor mit 37,8 Prozent die Metall- und Elektroindustrie.
Den Ausbildungsmarkt im Märkischen Kreis fasst die Agenturchefin knapp zusammen: „Aktuell gibt es mehr Ausbildungsstellen als Ausbildungssuchende.“ Bis April 2024 wurden insgesamt 2.281 betriebliche Berufsausbildungsstellen gemeldet. Dem gegenüber stehen 1.741 Bewerberinnen und Bewerber, die sich im Laufe des Berichtsjahres bei den Agenturen für Arbeit vor Ort gemeldet haben.
Pflegebericht 2024
Auf die Situation in der Pflege ging Ralf Kling, Fachdienstleiter Pflege, ein und stellte die wichtigsten Schlussfolgerungen und Handlungsfelder aus dem Pflegebericht 2024 vor. „Die Versorgung alter und pflegebedürftiger Menschen im Märkischen Kreis ist aktuell grundsätzlich sichergestellt. Allerdings haben sich die Versorgungsstrukturen in den vergangenen Jahren nicht entsprechend der ständig wachsenden Anforderungen der Zielgruppen weiterentwickelt“, machte Kling deutlich. Als Gründe nannte er unter anderem den Fachkräftemangel im Pflege- und Gesundheitssektor, geringe Investitionsbereitschaft bei steigenden Baukosten sowie eine nichtauskömmliche Finanzierung von Pflegeleistungen bei ständig steigenden Kosten und höherem Aufwand.
Nach den Erhebungen von IT.NRW (Stand 15. Dezember 2021) waren insgesamt 28.509 Personen im Märkischen Kreis pflegebedürftig. Rund 84,6 Prozent (24.115 Personen) davon wurden zuhause versorgt. 15.219 erhalten Pflegegeld und werden überwiegend durch Angehörige oder Privatpersonen gepflegt. Die 53 Einrichtungen der stationären Altenpflege im Kreis halten insgesamt 4.229 Plätze bereit und sind voll ausgelastet. Nicht immer lässt sich daher eine ortsnahe Unterbringung ermöglichen. In vielen Einrichtungen bestehen Wartelisten und teilweise müssen Angebote außerhalb des Kreises in Anspruch genommen werden.
Neue Angebote schaffen
Um die zukünftigen Bedarfe zu decken, werden auch die geplanten Neu- beziehungsweise Erweiterungsbauten in Altena (plus 80 Plätze), Balve (plus 10 Plätze), Meinerzhagen (plus 80 Plätze), Menden (plus 72 Plätze) und Schalksmühle (plus 60 Plätze) auf Dauer nicht ausreichen. Da ist sich Ralf Kling sicher. „Die Versorgungsdichte bei stationären Pflegeplätzen hat deutlich abgenommen. Um den Stand von 2018 zu erreichen, müssten aufgrund der seitdem zahlenmäßig deutlich gewachsenen Vergleichsgruppe im Kreisgebiet aktuell rund 1.100 Plätze mehr zur Verfügung stehen.“ Stattdessen wird vermehrt auf ambulante Dienste zurückgegriffen, sofern diese denn verfügbar sind. Häufig wird die Unterstützung mangels professioneller Alternative allein durch Angehörige wahrgenommen.
Während die Zahl der stationär versorgten Personen im Zeitraum von 2011 bis 2021 um acht Prozent auf 4.394 Personen gestiegen ist, nahm die Inanspruchnahme von ambulanten Pflegediensten sage und schreibe um 107 Prozent zu. 5.113 Pflegebedürftige (17,9 Prozent), die zuhause gepflegt werden, werden derzeit von einem ambulanten Pflegedienst unterstützt. Mit Ausnahme von der Gemeinde Herscheid sind in allen Kreiskommunen Pflegedienste ansässig. Insgesamt stehen im Märkischen Kreis knapp 100 Dienste zur Verfügung. Teilweise müssen sie allerdings einen großen Versorgungsradius abdecken, um pflegebedürftige Personen zu versorgen. Nicht in allen Kommunen kann die Nachfrage gedeckt werden. Die Folge: Pflegebedürftige und ihre Angehörigen haben in der Regel keine Wahlmöglichkeit zwischen verschiedenen Anbietern und Leistungen, sondern müssen sich mit dem arrangieren, was sie bekommen können. „Mit Blick auf die Pflegeprognose und die Bevölkerungsentwicklung ist es notwendig, dass neue Angebote im ambulanten als auch im stationären Bereich entstehen“, machte Kling deutlich.